Reisen in Russlands westlichste Provinz, die Ostsee-Exklave Kaliningrad, werden vom 1. Juli an deutlich einfacher: Ab sofort erhalten die Staatsbürger von 53 mehrheitlich europäischen Ländern für Kurzbesuche kostenlose E-Visa. Besuche im früheren Königsberg, ein Kurzurlaub an der Samlandküste oder auf der Kurischen Nehrung sind dadurch mit minimalem bürokratischem Aufwand möglich. Die russischen Behörden hatten erst wenige Tage vor dem offiziellen Start der E-Visa eine Liste derjenigen Herkunftsländer veröffentlicht, für deren Bürger die Regelung gilt. Jetzt steht fest: Es profitieren unter anderem alle EU-Staaten mit Ausnahme von Noch-Mitglied Großbritannien, aber z.B. auch Bürger der Türkei und der Volksrepublik China.
Einige Besonderheiten sind bei der Beantragung allerdings auch künftig zu beachten.
Die E-Visa für einen Besuch in der Region Kaliningrad sind nicht für eine Weiterreise in andere Landesteile gültig und haben eine Gültigkeit von maximal 30 Tagen bei einem zulässigen Aufenthalt von höchstens acht Tagen. Der Antrag muss mindestens vier Tage vor der geplanten Einreise über ein spezielles E-Visa-Portal des Moskauer Außenministeriums (Russisch/Englisch) eingereicht werden.
Dort muss auch ein eingescanntes aktuelles Passfoto hochgeladen werden. Eine Auslandskrankenversicherung ist auch erforderlich. Andere Dokumente - etwa ein offizielles Einladungsschreiben oder
die sonst von Deutschen verlangten Einkommensnachweise- werden nicht benötigt. Die Anreise in die Region kann über den Flughafen von Kaliningrad, Chrabrowo, oder die für den
internationalen Reiseverkehr geöffneten Grenzübergänge zu Litauen und Polen oder mit dem Schiff erfolgen.
Kurioserweise ist die Einreise mit der Eisenbahn der offiziellen Bekanntmachung des Außenministeriums zufolge nur über die beiden Grenzübergänge Sowjetsk und Mamonowo erlaubt, wo derzeit
überhaupt keine Züge verkehren, nicht aber über den Grenzübergang Nesterow/Kybartai, der auf der Strecke von und nach Vilnius von den wenigen verbliebenen Transitzügen aus dem russischen
Kernland genutzt wird. Möglicherweise handelt es sich hier um einen Fehler, der noch korrigiert wird.
Um den Tourismus anzukurbeln, hatte Russland bereits 2017 die Ausgabe von E-Visa für Besuche in
der russischen Pazifikregion eingeführt, die allerdings nicht an EU-Bürger ausgegeben wurden und vor allem auf Kurzbesucher aus China und Japan abzielten. Wenn es nach der
russischen Staatsführung um Präsident Putin geht, soll es aber nicht bei diesen lokalen Experimenten bleiben. Schon ab 2021 könnten E-Visa den Plänen des Kremls zufolge für bis zu
zweiwöchige Reisen in alle Regionen des Landes erhältlich sein - dann aber wohl nicht mehr kostenlos.