Rhein-Wolga-Blog

Neuigkeiten aus Russland und in diesem Reiseblog:

Druschba kaputt - Was Russen über Deutschland denken

Trotz der unvorstellbaren Gräuel, die deutsche Soldaten im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion zu verantworten hatten, war das Deutschlandbild in Russland lange Zeit fast durchweg positiv. Die Deutschen genossen außergewöhnlich große Sympathien, wie ich im Laufe der Jahre immer wieder erstaunt feststellen konnte. Seit der Krieg in der Ukraine 2022 eskalierte und Politiker beider Länder nur noch über öffentlichkeitswirksame Drohungen miteinander kommunizieren, 

haben nicht nur die politischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten einen Tiefpunkt erreicht. Auch die Einstellung der Russen hat sich rasant geändert. Dies machte eine im Herbst vorgestellte Studie des russischen Meinungsforschungsinstituts "Levada Center" deutlich.

Odyssee 2024 von Kiel bis Kairo: Ostsee - Wolga - Nil

Sommerurlaub ist vermutlich das falsche Wort, um unsere über dreiwöchige Reise im Juli und August 2024 zu beschreiben. "Odyssee" trifft es besser. Vom Party-Hotspot des Baltikums und einem vom Eisernen Vorhang zerschnittenen Naturwunder an der Ostsee führte der Weg zu russischen Freunden und Verwandten, bis zum Moskauer Kreml und an die breite Wolga - mit vier Flügen, einer Fährpassage, mit Eisenbahn, Linienbus, Taxi und einem Fußmarsch über die Grenze. Die Realitäten des neuen Kalten Krieges zwangen uns wieder groteske Umwege auf - dieses Mal bis nach Afrika. Dennoch gilt: Auch in der aktuellen Situation sind Besuche in Russland grundsätzlich weiter möglich, wenn man bereit ist, einige Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen.

Warten auf die Diplomatie - Wer rettet die Ukraine?

Das politische Establishment in Brüssel und Berlin war empört: Ungarns umtriebiger Ministerpräsident Viktor Orbán sorgte im Juli mit seiner selbst initiierten Friedensmission für so viel Ärger, dass die EU-Kommission einen geplanten Besuch in Budapest absagte. Das neu gewählte EU-Parlament verurteilte die diplomatischen Bemühungen der Ungarn sogar mit großer MehrheitDer Versuch, mit Pendeldiplomatie einen Waffenstillstand für die Ukraine näherzubringen, rüttelt am Mantra vom unausweichlichen militärischen Sieg über Russland. Seit den - auch dank des westlichen Störfeuers - gescheiterten Verhandlungen von Istanbul (Bericht z.B. Telepolis) hat es keine ernsthaften diplomatischen Bemühungen mehr gegeben. Könnte sich das bald ändern?

Ostpreußens Glanz, Stalins Gloria - Kaliningrad

Jahrhunderte lang war Königsberg wirtschaftliches und politisches Zentrum des deutschsprachigen Ostens. Die Heimatstadt des großen Philosophen Immanuel Kant galt als eine der schönsten Städte im Ostseeraum. Alles änderte sich mit dem Zweiten Weltkrieg, als die Rote Armee die Trümmer der zerbombten Preußenresidenz eroberte und Königsberg mitsamt dem nördlichen Ostpreußen an die Sowjetunion fiel. Umbenannt zu Ehren des Sowjetfunktionärs Michail Kalinin verschwand Kaliningrad für Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang und wurde als sozialistische Stadt wieder aufgebaut. Doch Besucher finden an den Ufern des Pregels und in den einstigen Vororten noch immer erstaunlich viele Erinnerungen an die Vorkriegszeit.

Aeroflot verbindet Moskau und St. Petersburg im 15-Minuten-Takt

Russlands wichtigste Fluggesellschaft Aeroflot plant zwischen den beiden größten Städten des Landes Moskau und St. Petersburg ab Juni einen so engen Taktverkehr, wie mancherorts sonst die Straßenbahn unterwegs ist. Tagsüber sollen die Flieger alle 15 Minuten abheben. Über 70 Flüge je Richtung täglich werden zwischen den beiden Moskauer Flughäfen Scheremetjewo oder Wnukowo und dem Petersburg-Pulkowo von Aeroflot und der Tochtergesellschaft "Rossija" zu einem neuen "Shuttle-Tarif" angeboten, meldete die Nachrichtenagentur RBC (Bericht Russisch). Mit einer Reihe von Neuerungen wollen die Airlines Boden im Konkurrenzkampf mit der Eisenbahn gutmachen, deren Flotte von Breitspur-ICEs ("Sapsan") sich trotz oft happiger Preise großer Beliebtheit erfreut.

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Mit E-Visum nach Russland

Wie das neue Einreise-Verfahren für Kurzbesuche funktioniert

Die Einführung des landesweit gültigen E-Visums für Russland-Reisende aus über 50 Staaten war schon Jahre vor dem Start im August 2023 angekündigt, aber wegen Coronavirus-Krise und dem nahezu nahtlos anschließenden Beginn der Ukraine-Krieges mehrfach verschoben worden. Mittlerweile haben viele Reisende Erfahrungen mit dem E-Visa-Antragsverfahren gemacht, auch ich bin im Februar 2024 zum ersten Mal damit nach Moskau geflogen. Es macht tatsächlich vieles einfacher, hat aber auch seine Tücken. 

Moskau, Twer, Kaliningrad: Reisebericht Russischer Winter 2024

Die Entscheidung, Ende Februar 2024 nach vielen Jahren wieder einmal mitten im Winter nach Russland zu reisen, fiel spontan mit nur wenigen Wochen Vorlauf. Eigentlich sind die Wintermonate eine großartige Zeit, um das Land zu besuchen. Städte, Häuser und Natur sind mit märchenhaftem Weiß bedeckt. Der Schnee verbirgt viel von dem, was weniger schön ist, und knirscht bei Frostwetter faszinierend unter den Stiefeln. So unbeschwert wie früher sind solche Reisen in den aktuell finsteren Zeiten nicht möglich. Immer schwingt die Vorstellung mit, welch guten Weg Europa gemeinsam hätte gehen können, wenn nicht alles zielstrebig kaputtgeschlagen worden wäre, ein Gefühl von Weltschmerz ist mein ständiger Begleiter auf dieser Fahrt. 

Die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes - Fake News aus Berlin?

Anfang März 2024 hat das Auswärtige Amt in Berlin seine "Reise- und Sicherheitshinweise für Russland" nochmals verschärft. Wegen der angeblichen Gefahr "willkürlicher Festnahmen" wird von Reisen in das größte Land der Welt nicht mehr nur abgeraten, sondern "dringend abgeraten". Zahlreiche Medien griffen das Thema auf, und innerhalb von wenigen Stunden nach meiner Rückkehr von einer Reise zu Familie und Freunden ins winterliche Russland meldeten sich etliche deutsche Bekannte, ehrlich erleichtert, dass ich in Moskau nicht in Geiselhaft genommen wurde. Die "Sicherheitshinweise" aus Berlin verunsichern momentan viele - dabei sind sie voller Fehler und folgen in manchen Punkten eher ideologischem Schubladendenken als den Fakten.

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Alexej Nawalny: Populist, Medienstar, Märtyrer

Ende 2023 wurde auch der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hinter den Polarkreis verbracht, nach einem weiteren Prozess, der ihn für immer von der politischen Bühne Russlands beseitigen sollte. In ein Straflager in Charp, am Ende der Welt. Nun ist Nawalny tot, er wurde 47 Jahre alt. Die russische Polizei nimmt regierungskritisch gesonnene Russen fest, die Blumen stellvertretend an den Denkmälern für die Opfer des Stalin-Terrors niederlegen. Westliche Politiker überbieten sich mit zornigen Statements. Und die russische Führung tut so, als habe sie nichts mit allem zu tun.

Von echten und falschen Zeitenwenden

Es ist nicht lange her, da bezog sich die Redewendung „vor dem Krieg“ auf Zeiten, die Jahrzehnte zurücklagen. „Vor dem Krieg“ – das war die Bullerbü-Kindheit meiner deutschen Mutter auf einem Bauernhof in Ostpreußen, das waren die vergleichsweise unbeschwerten Vorschuljahre meiner russischen Schwiegermutter in einem Försterhaus irgendwo bei Moskau – bevor die Deutschen kamen. Inzwischen meinen wir ganz andere Dinge, wenn wir von der Zeit „vor dem Krieg“ sprechen. Nur die Erinnerungen voller Nostalgie an eine untergegangene Ära sind ähnlich. 

Ein Beitrag für das Buch "Bedrohter Diskurs" von Helmut Donat und Hermann Theisen

Finnland hält Grenze zu Russland geschlossen

Die östlichen EU-Mitgliedsstaaten stopfen nach und nach die letzten Löcher ihres neuen Eisernen Vorhangs zwischen Russland und dem restlichen Europa. Kurz nach Jahreswechsel gab Finnland bekannt, dass die über 1.300 Kilometer lange Landgrenze zum neuerdings verfeindeten Nachbarn komplett geschlossen bleiben soll (S. z.B. YLE, Englisch) - vorerst bis Mitte Februar. 

Innenministerin Mari Rantanen von der Rechtsaußen-Partei "Die Finnen" begründete den Schritt mit der "nationalen Sicherheit". Für Russland-Reisende ist die andauernde Grenzblockade durch die finnischen Behörden eine mittlere Katastrophe: Bis Ende 2023 war die Route über die russisch-finnische Grenze für diejenigen, die die EU noch passieren ließ, einer der unkompliziertesten.

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Russland und der neue Nahost-Krieg

Ausgerechnet in der womöglich kompliziertesten Region der Welt war Moskaus Diplomaten lange Zeit ein echtes Kunststück gelungen: Nach dem Zerfall der Sowjetunion blieb Russland

zeitweise die wohl einzige Macht, die gute Beziehungen zu allen Konfliktparteien im Nahen Osten unterhielt. Enge Kontakte gab es gleichermaßen zu Israelis, Arabern und dem Iran, zu konservativen Monarchen wie zu säkularen Regimen. Doch nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel Anfang Oktober 2023 zeichnet sich ein Schwenk in der russischen Nahost-Politik ab. Der brutale neue Krieg um Gaza lenkt zwar die Aufmerksamkeit westlicher Hauptstädte weg von der Ukraine, aber er birgt für Russland auch erhebliche Risiken.



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