Rhein-Wolga-Blog

Neuigkeiten aus Russland und in diesem Reiseblog:

Die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes - Fake News aus Berlin?

Anfang März 2024 hat das Auswärtige Amt in Berlin seine "Reise- und Sicherheitshinweise für Russland" nochmals verschärft. Wegen der angeblichen Gefahr "willkürlicher Festnahmen" wird von Reisen in das größte Land der Welt nicht mehr nur abgeraten, sondern "dringend abgeraten". Zahlreiche Medien griffen das Thema auf, und innerhalb von wenigen Stunden nach meiner Rückkehr von einer Reise zu Familie und Freunden ins winterliche Russland meldeten sich etliche deutsche Bekannte, ehrlich erleichtert, dass ich in Moskau nicht in Geiselhaft genommen wurde. Die "Sicherheitshinweise" aus Berlin verunsichern momentan viele - dabei sind sie voller Fehler und folgen in manchen Punkten eher ideologischem Schubladendenken als den Fakten.

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Alexej Nawalny: Populist, Medienstar, Märtyrer

Ende 2023 wurde auch der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hinter den Polarkreis verbracht, nach einem weiteren Prozess, der ihn für immer von der politischen Bühne Russlands beseitigen sollte. In ein Straflager in Charp, am Ende der Welt. Nun ist Nawalny tot, er wurde 47 Jahre alt. Die russische Polizei nimmt regierungskritisch gesonnene Russen fest, die Blumen stellvertretend an den Denkmälern für die Opfer des Stalin-Terrors niederlegen. Westliche Politiker überbieten sich mit zornigen Statements. Und die russische Führung tut so, als habe sie nichts mit allem zu tun.

Von echten und falschen Zeitenwenden

Es ist nicht lange her, da bezog sich die Redewendung „vor dem Krieg“ auf Zeiten, die Jahrzehnte zurücklagen. „Vor dem Krieg“ – das war die Bullerbü-Kindheit meiner deutschen Mutter auf einem Bauernhof in Ostpreußen, das waren die vergleichsweise unbeschwerten Vorschuljahre meiner russischen Schwiegermutter in einem Försterhaus irgendwo bei Moskau – bevor die Deutschen kamen. Inzwischen meinen wir ganz andere Dinge, wenn wir von der Zeit „vor dem Krieg“ sprechen. Nur die Erinnerungen voller Nostalgie an eine untergegangene Ära sind ähnlich. 

Ein Beitrag für das Buch "Bedrohter Diskurs" von Helmut Donat und Hermann Theisen

Finnland hält Grenze zu Russland geschlossen

Die östlichen EU-Mitgliedsstaaten stopfen nach und nach die letzten Löcher ihres neuen Eisernen Vorhangs zwischen Russland und dem restlichen Europa. Kurz nach Jahreswechsel gab Finnland bekannt, dass die über 1.300 Kilometer lange Landgrenze zum neuerdings verfeindeten Nachbarn komplett geschlossen bleiben soll (S. z.B. YLE, Englisch) - vorerst bis Mitte Februar. 

Innenministerin Mari Rantanen von der Rechtsaußen-Partei "Die Finnen" begründete den Schritt mit der "nationalen Sicherheit". Für Russland-Reisende ist die andauernde Grenzblockade durch die finnischen Behörden eine mittlere Katastrophe: Bis Ende 2023 war die Route über die russisch-finnische Grenze für diejenigen, die die EU noch passieren ließ, einer der unkompliziertesten.

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Russland und der neue Nahost-Krieg

Ausgerechnet in der womöglich kompliziertesten Region der Welt war Moskaus Diplomaten lange Zeit ein echtes Kunststück gelungen: Nach dem Zerfall der Sowjetunion blieb Russland

zeitweise die wohl einzige Macht, die gute Beziehungen zu allen Konfliktparteien im Nahen Osten unterhielt. Enge Kontakte gab es gleichermaßen zu Israelis, Arabern und dem Iran, zu konservativen Monarchen wie zu säkularen Regimen. Doch nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel Anfang Oktober 2023 zeichnet sich ein Schwenk in der russischen Nahost-Politik ab. Der brutale neue Krieg um Gaza lenkt zwar die Aufmerksamkeit westlicher Hauptstädte weg von der Ukraine, aber er birgt für Russland auch erhebliche Risiken.

Russland per Eisenbahn kaum noch zu erreichen

Bahnhof von Tscheljabinsk spiegelt sich in den Fenstern des Nachtzugs Moskau-Karaganda

Beim internationalen Personenverkehr mit der Eisenbahn bleibt Russland auch 2024 weitgehend vom Rest der Welt abgeschnitten. Der Fahrplan 2023/2024, der am 10. Dezember in Kraft tritt, bringt in dieser Hinsicht praktisch keine Verbesserungen. Stattdessen wird der neue Eiserne Vorhang zwischen West- und Osteuropa noch undurchdringlicher: Mittlerweile sehen Russlands Eisenbahner nicht einmal mehr Fahrplantrassen für Züge nach Finnland oder ins Baltikum vor (Bericht "Transport Rossii, Russisch), die nach Beginn der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges noch für eine mögliche Rückkehr der Züge freigehalten worden waren. Selbst bei Verbindungen in die verbliebenen verbündeten oder neutralen Nachbarländer sieht es eher düster aus.

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Die letzten Tage von Arzach

Foto: European Union/Christophe Licoppe
Foto: European Union/Christophe Licoppe

Die 30-jährige Geschichte der Republik Arzach ist beendet, die über 1.700-jährige Geschichte der christlichen Armenier in der Region Berg-Karabach vermutlich auch. Letztlich reichten den Truppen des aserbaidschanischen Staatspräsidenten Aliyev gerade einmal rund 24 Stunden, um die abtrünnige Region vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Die unter russischer Vermittlung ausgehandelte Waffenruhe ist nichts anderes als die völlige Kapitulation der Karabach-Armenier und ihres international nicht anerkannten Staates. Für einen Augenblick ließ der Konflikt im Südkaukasus sogar den Russland-Ukraine-Krieg in den Hintergrund rücken. Dabei hängen die Ereignisse eng zusammen. Und die Propaganda-Maschinerien laufen längst auf Hochtouren, um dem Konflikt zwischen Armeniern und Aserbaidschanern das richtige Narrativ zu verpassen.

Vom Orient zur Ostsee - Russischer Sommer 2023

Seit der Ukraine-Krieg im Februar 2022 eskalierte, sind fast anderthalb Jahre vergangen. Durch die westlichen Sanktionen wurden seither nahezu alle Verbindungen zwischen Ost und West abgerissen, Reisen nach Russland sind eine kostspielige Angelegenheit geworden - und eine logistische Herausforderung. Wir haben uns auch 2023 trotzdem auf den Weg gemacht. Trotz aller Schwierigkeiten stand ein Besuch bei Freunden und Verwandtschaft in Moskau und Umgebung an. Mit längeren Zwischenstopps auf dem Weg dorthin in der Türkei und auf der Heimreise über Estland wurden die langen Umwege halbwegs erträglich.

E-Visa ab 1.8.: Russland erleichtert Einreise für Westeuropäer

Russland-Reisende können künftig schneller, mit weniger Aufwand und zu wesentlich geringeren Kosten das nötige Einreisevisum erhalten. Vom 1. August an wird Behördenangaben zufolge die bereits vor Jahren angekündigte Ausstellung von E-Visa beginnen. Das Moskauer Außenministerium gab vor einigen Tagen offiziell bekannt, dass Bürger von über 50 Staaten von der Regelung profitieren - darunter fallen auch sämtliche Länder der EU. Das ist insofern bemerkenswert, als die EU-Staaten in den Monaten seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Reisen von Russen nach Westeuropa mit immer neuen Hürden so sehr erschwert haben, dass es in vielen Fällen auf ein faktische kollektive Einreiseverbote hinausläuft. 

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Apocalypse Now - Prigoschins Putschversuch

Ehe die Russen begriffen, was sich gerade eigentlich vor ihren Augen abspielte, war Jewgeni Prigoschins Meuterei schon wieder vorbei. Dennoch dürfte der 24. Juni 2023 in die Geschichte eingehen. Der in der Einfahrt zum Zirkus von  Rostow am Don zwischen bunten Zirkusplakaten feststeckende Panzer, die Straßenbaufahrzeuge, die eiligst die Autobahn von Rostow nach Moskau zerstörten, die Verhandlungen des selbstbewussten Söldnerführers mit der bedröppelten Armeespitze - allerlei unglaubliche Bilder aus Russland gingen um die Welt. Viele westliche Kommentatoren sahen im Putsch-Versuch des Militärunternehmens "Wagner" Anzeichen für den nahenden Untergang des Systems Putin. In Wirklichkeit dürfte alles etwas komplizierter sein.

Überall Spione - Russlands Jagd auf "ausländische Agenten"

Die Liste ist lang, und sie wird mit jeder Woche länger: Rocksängerin Semfira steht darauf, ebenso der mäßig lustige Komiker Maxim Galkin, der im Exil lebende Ex-Oligarch Michail Chodorkowski genauso wie der linke Publizist Boris Kargalizki oder der Videoblogger Ilja Warlamow. Alle werden von den russischen Behörden offiziell als "ausländische Agenten" gebrandmarkt - mit drastischen Folgen für ihre Bürgerrechte. Zusammen mit dem 2022 neu eingeführten Straftatbestand der "Diskreditierung der russischen Streitkräfte" hat sich das "Agentengesetz" als tragisch effektiv erwiesen, um regimekritische Stimmen in Russland verstummen zu lassen. Die von Anfang an schwammigen Kriterien zur Aufnahme in die Liste sind mit der Zeit kompletter Willkür gewichen.

Ausländer sollen leichter Bankkonto in Russland eröffnen können

Da westliche Bank- und Kreditkarten in Russland aufgrund der 2022 verhängten Sanktionen nicht mehr funktionieren, sollen Ausländer sich künftig einfacher ein russisches Konto beschaffen können. Dies sieht ein Gesetzentwurf vor, der kürzlich in die Staatsduma eingebracht wurde. Im Detail geht es darum, dass russische Banken Konten eröffnen dürfen und Bankkarten für das russische Zahlungssystem "Mir" ausstellen dürfen, ohne, dass der Inhaber dazu persönlich in einer Filiale anwesend sein muss (Bericht: Kommersant, Russisch). Der Schritt könnte eine Erleichterung für alle darstellen, die trotz der aktuellen Lage weiter nach Russland reisen wollen oder müssen. Doch insbesondere für Reisende aus dem Westen bleiben vermutlich einige Hürden. 

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