"Warum hat die russische Regierung so darum gekämpft, dass die Fußball-WM in Russland stattfindet? Sie hatten dort Angst, dass nach der Olympiade in Sotschi noch etwas von der Knete übrig bleibt."

Von der russischen Witze-Webseite anekdotov.net

 

 

Apfelsinen, Adschika und Amazonen - Reisebericht Sotschi

Ostern am Schwarzen Meer

Sotschi war vor einigen Jahren kurz in aller Munde. Wir kannten Russlands "Ferien-Hauptstadt" am Schwarzen Meer bislang nur aus der Ära vor Olympia. In den Osterferien 2017 beschlossen wir, der Winterkälte ein Schnippchen zu schlagen, und nachzusehen, was sich dort verändert hat. Von Moskau aus reisten wir mit dem Zug ans Schwarze Meer und erkundeten den Urlaubsort und sein Hinterland. Die Kombination aus Meer, schneebedeckten Bergen und subtropischer Vegetation zwischen Küste und Kaukasus macht Sotschi zu einem einzigartigen Ort. In der Vorsaison war auch der Aufenthalt in der Stadt selbst angenehm.

Chosta Sotschi Eiben Buchsbaumwald
Der Chosta-Fluss im Naturreservat "Eiben- und Buchsbaumwald"

Unsere Route:

Wie gewöhnlich stand am Anfang der Reise ein kurzer Aufenthalt in Moskau bzw. in der Umgebung der russischen Hauptstadt mit Besuchen bei Verwandten und Freunden. Von dort aus starteten wir in den Süden. Für eine knappe Woche waren wir in Sotschi, wo wir auch die Ostertage verbrachten. Auf dem Rückweg stoppten wir noch für einen Tag in Rostow am Don, Russlands südlichster Millionenstadt.

Moskau

Москва

Kreml Moskau
Blick auf den Kreml von der Christ-Erlöser-Kathedrale

Der Monat April ist vermutlich nicht die optimale Zeit für eine Reise nach Moskau. Es kann noch sehr kalt sein und schneien, oder aber es regnet. Nach einem langen Winter tauen die Schneehaufen der vergangenen Monate. Gelegentlich gibt auch schönes Frühlingswetter. Wir erleben in wenigen Tagen alles, was ein russischer April wettermäßig so mit sich bringen kann.

 

Touristen sind in dieser Zeit des Jahres nur wenige in der Stadt. Daran haben wir nicht gedacht, als wir einen Ausflug zum riesigen Souvenirmarkt am Ismailowski Park im Osten der Stadt machen. Die meisten Stände sind noch verwaist. Matrjoschka-Puppen, wahlweise traditionell, mit Putin, Trump oder Darth Vader, gibt es natürlich trotzdem.

Grandios ist, dass neuerdings die Aussichtsplattform der Christ-Erlöser-Kathedrale für alle Interessierten geöffnet ist, nicht mehr wie früher bloß für Gruppen mit Voranmeldung. Aus 40 Metern Höhe bietet sich ein faszinierender Blick auf den Kreml und den dichten Berufsverkehr.

 

Von der Kathedrale bummeln wir an der Moskwa entlang. Ein anderer Lieblingsort in der russischen Hauptstadt ist für mich der „Museon-Park“ am Moskwa-Ufer. Hier wurde schon vor über zehn Jahren eine Art Friedhof ausrangierter Denkmäler eingerichtet. Diverse kommunistische Anführer stehen nun zwischen modernen Kunstwerken und Sowjetsymbolen aufgereiht.

Im Zug nach Sotschi

RZD Zug Doppelstock-Schlafwagen Rjasan
Der neue Doppelstock-Schlafwagenzug beim Zwischenhalt in Rjasan

Nach drei Nächten in der Nähe von Moskau starten wir unsere Fahrt in den Süden bei Temperaturen um die Null Grad und Schneeregen. Wir haben Tickets für den neuen Doppelstock-Schlafwagenzug der Staatsbahn RZD, der für die 1.800 Kilometer nach Sotschi nur knapp 24 Stunden benötigt. Das verhältnismäßig hohe Tempo resultiert unter anderem daraus, dass die sonst üblichen langen Zwischenhalte bei diesem Zug mit wenigen Ausnahmen auf wenige Minuten zusammengestrichen wurden.

 

Die Strecke verläuft über Rjasan und Woronesch – und auf einem Teilstück von etwa 20 Kilometern sogar über das Gebiet der Ost-Ukraine bzw. direkt auf der Staatsgrenze. Es gibt auf dem kurzen ukrainischen Abschnitt aber weder einen Zwischenhalt noch Grenzkontrollen. Einziger Beleg für den Aufenthalt im Nachbarland sind die SMS-Nachrichten auf dem Smartphone, die den neuen Roaming-Tarif für die Ukraine ankündigen. Diese nordöstliche Ecke der ukrainischen Region Lugansk war auch nie von den Kämpfen betroffen, der Zugtransit immer sicher.

 

Mein Sohn und ich teilen ein Schlafwagenabteil mit einem Polizisten aus Murmansk. Der nette Muskelprotz jagt normalerweise Wilderer in der Tundra, stürmt mit seinem Sondereinsatzkommando auch schon einmal eine Räuberwohnung und fährt gerade mit seinem Sohn in ein Sanatorium. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns ein wenig über das Leben in Deutschland und am Polarkreis.

Sotschi

Сочи

Meeresbahnhof Sotschi Russland
"Meeresbahnhof" von Sotschi

Nach der Ankunft in Sotschi, Russlands subtropischer "Sommerhauptstadt", unternehmen wir einen ersten Erkundungsausflug. Im Vergleich zum ersten Besuch 2005 ist die Stadt vor lauter Neubauten kaum wiederzuerkennen.

 

Sotschi ist keine alte Stadt. Es gibt nur wenige historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, als die Gegend noch von Malaria heimgesucht wurde und kaum jemand auf die Idee kam, hier Ferien zu machen. Die Mischung aus üppigem Grün, sowjetischer "Kurort-Architektur" und modernen Hotel- und Apartmentbauten macht Sotschi dennoch zu einem einzigartigen Ort mit besonderem Flair.

 

Ziel unseres Spaziergangs ist der Riviera-Park mit seiner Magnolien-Allee. Hier durften einst Politiker befreundeter Länder, Kosmonauten und sonstige Ostblock-Promis jeweils ein Bäumchen pflanzen. Die Magnolien von DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl und Syriens Diktator Hafiz al-Assad (das war der alte Assad) scheinen gut zu gedeihen.


In der Nacht auf Ostersonntag kommen gute Freunde aus Moskau nach Sotschi eingeflogen. Die kommenden Tage verbringen wir gemeinsam. Während die anderen ausschlafen, unternehme ich einen Morgenspaziergang zum „Meeresbahnhof“. Von hier starteten wir 2005 mit einer schrottreifen Fähre ins türkische Trabzon. Später lassen wir uns auch einmal dazu animieren, eine kleine Spritztour mit einer Motoryacht an der Küste entlang zu machen. Schon direkt hinter der Hafenausfahrt entdecken wir die ersten Delphine. Tatsächlich hätte man die Tiere sogar vom Strand aus gut beobachten können, es gibt sie hier überall. Einfach zu fotografieren sind sie jedoch nicht.

 

Unterwegs treffe ich viele Menschen, die sich ihre bemalten Ostereier vom Priester der kleinen orthodoxen Kirche am Meer haben segnen lassen. Und auch im Hotel gibt es an diesem Morgen allerlei Leckereien. Neben den üblichen Frikadellen mit scharfer Adschika-Soße bekommen auch wir an diesem Morgen Osterkuchen und bunte Eier. Überhaupt ist in unserem empfehlenswerten, offenbar von Armeniern geführten Hotel "Nairi" (Webseite nur Russisch) das Frühstücksbuffet so opulent und vielseitig, dass man eigentlich gar kein Mittagessen mehr braucht. Auch sonst gibt es nichts zu meckern: Aus unserem Zimmer können wir bei gutem Wetter gleichzeitig auf die verschneiten Kaukasus-Gipfel und auf das Schwarze Meer blicken.

Als Hochburg des sommerlichen Massentourismus gibt es in der Stadt auch ein ziemlich gutes Café- und Restaurant-Angebot. Auf vielen Speisekarten dominieren die Gerichte der kaukasischen Küche: Chinkali, Chatschapuri, Schaschlick und Lobio lassen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sehr empfehlenswert finden wir die "Weißen Nächte" ("Belyje Notschi" / "Белые Ночи"), wo laut Reiseführer die besten Chinkali-Teigtaschen der Schwarzmeerküste serviert werden. Trotz seiner Lage gegenüber von einem Luxushotel sind auch die Preise des Restaurants sehr zivil.

Der Dendrarium-Park

Парк Дендрарий

Park Dendrarium Sotschi
Die Springbrunnen im Dendrarium waren im April noch abgeschaltet.

Viele der Attraktionen von Sotschi haben mit Pflanzen zu tun. Kein Besucher sollte sich den Park Dendrarium südlich des Stadtzentrums entgehen lassen. An einem Hang oberhalb des Meeres ließ der Petersburger Verleger Sergej Chudekow hier Ende des 19. Jahrhunderts einen riesigen Botanischen Garten für seine Frau anlegen.

 

Gewächse aus aller Welt sprießen und blühen hier. Wer den Aufstieg in die höher gelegenen Bereiche des Parks scheut, kann sogar eine Seilbahn benutzen, die die beiden Enden des Dendrariums miteinander verbindet. 

Für einen Besuch des Geländes planen wir zunächst nur zwei Stunden ein, viel zu wenig, wie wir bald feststellen müssen. In diesem Park könnte man sich auch gut einen ganzen Tag lang aufhalten, und viele hundert verschiedene Pflanzen bestaunen. Es gibt ein Wäldchen mit Mammutbäumen, Bambusdickichte, Zypressen und natürlich jede Menge Palmen. 

Agura-Schlucht

Агурское ущелье

Agura Wasserfälle Schlucht Sotschi
Die Agura-Wasserfälle versiegen im Sommer

Mit unseren Freunden fahren wir in den Vorort Mazesta, der für seine stinkenden Schwefel-Heilquellen bekannt ist. Von dort aus führt ein Pfad zu den Adlerfelsen – dem Ort, an dem der griechischen Legende nach Prometheus von den Göttern an die Berge gekettet wurde - zur Strafe, weil er den Menschen das Feuer gebracht hatte.

 

Der schweißtreibende Aufstieg wird durch großartige Aussichten auf die verschneiten Kaukasus-Gipfel belohnt. Wir fotografieren, bis uns allen die Akkus ausgehen und beginnen den steilen Abstieg zu den Agura-Wasserfällen. In der Schlucht überrascht eine fast dschungelartige Vegetation mit immergrünen Büschen und Lianen.

 

Wegen des prächtigen Frühlingswetters ist allerhand los auf den Wanderwegen. Ich frage eine Frau an der Nationalpark-Kasse, wie es bei ihr wohl erst in der Hochsaison im Sommer zugehe. Da komme fast niemand her, sagt sie zu meiner großen Überraschung. Der vom Schmelzwasser gespeiste Fluss versiege fast, und die Agura-Wasserfälle gebe es dann nicht mehr.

Krasnaja Poljana

Красная Поляна

Krasnaja Poljana Rosa Chutor
Ein Nobel-Skiort aus dem Nichts - "Rosa Chutor"

Sotschi ist mit über 100 Kilometern Ausdehnung definitiv eine der längsten Städte der Welt. Vom Nordwestrand bis in den südlichen Vorort Adler benötigen Züge über drei Stunden! Auch der Bergort Krasnaja Poljana ist eingemeindet. Hier fanden 2014 die alpinen Skiwettbewerbe der Olympischen Winterspiele statt. Wir schauen uns dort einen Tag lang um. Die Fahrt mit dem Bus dorthin dauert von Sotschi-Stadt aus über zwei Stunden. Die Kaukasus-Gletscher bleiben an diesem Tag meist leider hinter Wolken versteckt.

Auf Wunsch unseres Sohnes steuern wir zunächst ein Freizeitbad an. Der von dem Energiekonzern Gasprom betriebene Aquapark ist super, es gibt ein tolles Außenbecken, exzellente Rutschen und ein orientalisches Dampfbad. Dafür werden allerdings auch annähernd deutsche Preise verlangt.


Das ultramoderne Ski-Zentrum „Rosa Chutor“ mit seinen Boutiquen und Hotels weiter östlich von dem Gasprom-Ferienort wurde ebenfalls für die Winterspiele aus dem Boden gestampft. Die Flanierstraße beeindruckt, es sind sogar noch recht viele Urlauber hier unterwegs, die Seilbahnen verkehren und bringen Skifahrer durch die Wolkendecke hindurch zu den Trassen auf 2.000 Meter Höhe und mehr. Aber dem ganzen Ort fehlt die Seele. Man mag sich nicht vorstellen, wie das wilde Flusstal der Mzymta hier einst aussah. 

Naturreservat "Eiben- und Buchsbaumwald"

Тисо-самшитовая роща

Eiben Buchsbaumwald Sotschi
Atemberaubende Wanderwege führen durch den Eiben- und Buchsbaumwald

Unser nächster Ausflug führt uns wieder ins Hinterland von Sotschi in eine Exklave des Kaukasus-Naturreservats, die als „Eiben- und Buchsbaumwald“ bekannt ist. Auch dieser Flecken Natur, in dem sich noch Bären und Schakale verstecken, erinnert an einen Dschungel. Die subtropische Pflanzenwelt ist atemberaubend.


Hier wachsen bis zu 2.000 Jahre alte Eiben und viele seltene Pflanzenarten, die es nur an der feucht-warmen Schwarzmeerküste gibt. Biologen sprechen von kolchischen Wälder. So ähnlich hat die Vegetation in Mitteleuropa vor rund 20 Millionen Jahren ausgesehen.

In den Buchsbäumen haben leider die auch in den Kaukasus eingeschleppten, grässlichen Buchsbaumzünsler-Raupen gewütet und fast alles kahlgefressen. Bis die Bäume sich erholt haben, werden Jahrzehnte vergehen. Das biologische Gleichgewicht des Waldes ist empfindlich gestört.

 

Mit viel Aufwand wurden in dem Naturreservat insgesamt mehrere Wanderwege angelegt, teilweise wurden Metallsprossen direkt an senkrechte Felswände montiert. Es herrscht Stöckelschuhverbot. Am Ende der Route stoßen wir auf einen schönen Canyon, „Teufelstor“ genannt.

Abchasien

Аҧсны / Абхазия

Nowy Afon Abchasien
Am Kloster von Nowy Afon (Foto: Kalinin)

Ein Teil unserer kleinen Reisegruppe unternimmt einen organisierten Tagesausflug nach Abchasien. Die Grenze verläuft nur wenige Kilometer südlich des Olympiastadions von Adler.

 

Abchasien ist eine jener Regionen, in denen auf den Trümmern der Sowjetunion Anfang der 1990-er Jahre ein blutiger Bürgerkrieg ausbrach. Der Konflikt zwischen dem jungen Staat Georgien und abchasischen Separatisten endete mit der De-facto-Unabhängigkeit der winzigen Küstenregion, der man überall noch die Spuren des Krieges ansieht - und mit Flucht oder Vertreibung der meisten ethnischen Georgier.

 

Dabei war Abchasien mit seinen Badeorten Gagra oder Pizunda einst ein weiteres Urlaubsparadies der Sowjetunion. Seit einigen Jahren kommt der Fremdenverkehr wieder langsam in Fahrt, aber noch immer säumen inmitten wunderbarer Landschaft viele Ruinen die Straßen. Außer für seine Strände ist Abchasien in Russland vor allem als Apfelsinen- und Mandarinen-Exportnation bekannt.

Typische Ziele für Ausflugsbusse sind außer Gagra und Pizunda das Kloster in Nowy Afon ("Neu-Athos") und die nahegelegene gigantische Karsthöhle - einer der größten und eindrucksvollsten weltweit. Um sie für Touristen zu erschließen, wurde in Nowy Afon zu Sowjetzeiten sogar eine eigene U-Bahn-Linie in den Berg getrieben, die noch immer in Betrieb ist. Unsere Freunde sind bei der Rückkehr von der 15-stündigen Tour lediglich etwas genervt von einer zu langen Verkaufs-Verköstigung bei einem Imker, die ebenfalls in die Route eingebaut wurde.

 

Ausländer verirren sich bislang nur selten in die Region, die aus Sicht der EU weiterhin ein Teil Georgiens ist. Bislang haben außer Russland auch nur eine Handvoll Staaten Abchasien als unabhängig anerkannt. Für die georgischen Behörden stellt die Einreise in die Provinz einen illegalen Grenzübertritt dar, das Auswärtige Amt rät von Reisen dorthin ab. Um etwaige Probleme für Reisende bei späteren Besuchen in Georgien zu vermeiden, werden am Grenzübergang die Pässe nicht gestempelt. Und obwohl Abchasien eigentlich von EU-Bürgern ein Visum verlangt, sind organisierte visafreie Tagestouren möglich. Reisende müssen aber unbedingt ein russisches Visum für mindestens zwei Einreisen besitzen, sonst dürften sie am Abend nicht wieder zurück. Und dann würde es richtig kompliziert werden...

Stalin-Datscha "Grünes Wäldchen"

Дача Сталина "Зеленая роща"

Stalin-Datscha Sotschi Grünes Wäldchen
Sowjetdiktator Stalin liebte seine Residenz in Sotschi

Am letzten Tag kurz vor der Rückfahrt besuchen wir noch das Gelände des Sanatoriums „Grünes Wäldchen“. Hier befand sich die Lieblingsdatscha von Sowjet-Tyrann Josef Stalin. Der kränkelnde Herrscher verbrachte hier oft zwei bis drei Monate am Stück. Im Schicksalsjahr 1937 fiel hier der Befehl zum Beginn der "Großen Säuberung", den landesweiten Massenverhaftungen und Hinrichtungen vermeintlicher Volksfeinde und Spione.

Heute kann der einst streng geheime Bau mit seiner wahrhaft düsteren Aura besichtigt werden. Allerdings handelt es sich bei Stalins Datsche nicht um ein Museum, geschweige denn um eine Gedenkstätte, sondern um eine nach wie vor in Betrieb befindliche Ferienanlage. Am Eingangstor zum Gelände müssen wir uns ausweisen, eine wuchtig-grimmige Wächterin notiert die Namen in einen dicken Notizblock. 

Nach einem Fußmarsch erreichen wir auf über 50 Höhenmetern oberhalb des Meeres schließlich das in Tarnfarben gestrichene Anwesen. Das Personal hier oben ist recht unwirsch, aber wenigstens wird niemand mehr erschossen, wenn er kommt. Stattdessen bezahlen wir für eine Führung durch einige der Räume - dabei dürfen wir einen Blick auf Stalins Billardtisch und sein Schwimmbecken werfen. Die Ausführungen sind relativ nüchtern und distanziert. Wir erfahren viel darüber, wie die Architektur an Stalins Marotten und Krankheiten angepasst wurde, über den Schutz des Gebäudes und die Verwendung nach dem Tod des Tyrannen als Ferienheim für hohe Parteifunktionäre. Aktuell befindet sich das gesamte Gelände in Privatbesitz. 

Rostow am Don

Ростов-на-Дону

Rostow Don Bolschaja Sadowaja Uliza
An der Bolschaja Sadowaja Straße von Rostow staut sich der Feierabendverkehr

Dann heißt es Abschied nehmen von Sotschi. Wir wollen wieder nach Norden, zuerst aber bloß ins zehn Stunden Fahrt entfernte Rostow am Don. Die ersten zwei Stunden schlängeln sich die Schienen direkt am Meer entlang. An diesem Tag, dem 20. April, sehe ich vom Fenster des überteuerten Speisewagens aus die ersten mutigen Badegäste im Wasser.

 

Anschließend windet sich die Strecke durch die nördlichen Ausläufer der Kaukasus-Berge. In Rostow kommen wir mitten in der Nacht an und verbringen den Restschlaf in einer coolen, zum Hotel umgebauten ehemaligen Tabakfabrik. Leider gießt es morgens in Strömen und der geplante Stadtbummel droht ins Wasser zu fallen.

 

Der eigentliche Grund für unseren Zwischenstopp ist ein guter Freund aus Studentenzeiten, der mittlerweile Professor für Wirtschaftstheorie an der Rostower Universität geworden ist. Er hat sich für uns freigenommen und fährt uns im Auto zur Ruinenstätte Tanais 30 Kilometer westlich von Rostow. Einst lag hier der äußerste Vorposten der antiken griechischen Welt. In Tanais trieben die Griechen Handel mit den Nomaden der Steppe. Stromaufwärts lebten damals noch keine Donkosaken, sondern die legendären Amazonen-Kriegerinnen.

Zurück in Rostow endet der Dauerregen und wir können doch noch ein wenig durch die Stadt laufen, in der ich als Student mehrfach zu Gast war. Wie überall in Russland gibt es auch in Rostow allerlei merkwürdige Denkmäler – darunter eines für den anonymen Heizungsinstallateur. In der Innenstadt sind vielerorts schon Verschönerungsmaßnahmen zu erkennen. Die Millionenstadt ist einer der Austragungsorte der Fußball-WM und wird entsprechend herausgeputzt. Am Abend steigen wir wieder für 18 Stunden in einen Nachtzug – jetzt mit Ziel Moskau. (kp)

 


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