"...und dann diese riesige Stadt. Ich dachte plötzlich: Mein Gott, wo ist denn dieser Rote Platz. Es hat über eine halbe Stunde gedauert, bis ich ihn tatsächlich gefunden hatte."

Mathias Rust, deutscher Hobby-Pilot (1968- )

Am Puls der Weltgeschichte - Moskaus Roter Platz

Красная площадь

Wer den Roten Platz zum ersten Mal betritt, dem stockt der Atem. Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, an denen mit jedem Schritt auf dem Kopfsteinpflaster das Echo der Weltgeschichte nachhallt. Der knapp 25.000 Quadratmeter große Rote Platz im Zentrum von Moskau ist so ein Ort. Die Bauwerke an seinen Seiten - der Kreml, das Lenin-Mausoleum, die Basilius-Kathedrale mit ihren bunten Kuppeln, das Kaufhaus GUM und das im "altrussischen Stil" erbaute Historische Museum bilden ein einmaliges Ensemble. Das gefühlte Herz des russischen Riesenreichs war Schauplatz von Zarenkrönungs-Feiern, Hinrichtungen, Militärparaden, den gigantischen Demonstrationen zum 1. Mai und des waghalsigen Landemanövers eines deutschen Sportpiloten. An der Kremlmauer fanden die wichtigsten Anführer der Sowjetmacht ihre letzte Ruhe, und die Mumie von Wladimir Lenin liegt hier noch immer unter Glas ausgestellt.

Roter Platz in Moskau
Der Rote Platz in Moskau - Blick Richtung Südosten

Selbst, wer in Moskau nur wenige Stunden zur Verfügung hat, muss unbedingt auf diesen Platz. Eindrucksvoll ist ein Bummel hier vor allem nachts, wenn die Bauten spektakulär beleuchtet werden. Wirklich allein hat man den Platz nie, auch spät in der Nacht bummeln hier oft noch unzählige Touristen, Liebespärchen und Ordnungshüter in Zivil.

Roter Platz in Moskau GUM
... und Blick Richtung Nordwesten

Im Laufe der Geschichte änderte der Platz vielfach sein Gesicht. So befand sich einst an seiner Nordseite anstelle des heutigen Historischen Museums die Stadtmauer von Moskau. Im 18. Jahrhundert hatten sich Händler unzählige Holzbuden auf dem Platz gebaut. Hier wurden Gegner der Zaren geköpft oder öffentlich ausgepeitscht. Sein Kopfsteinpflaster bekam der Rote Platz im Jahr 1804. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sogar eine Straßenbahnlinie über den Platz verlegt, die bis 1930 existierte.

Dass der Name des Platzes gar nichts mit Sowjetsystem, Kommunismus oder Oktoberrevolution zu tun hat, ist vermutlich inzwischen allgemein bekannt: Da im Altrussischen das Adjektiv "krasny/красный" sowohl "rot" als auch "schön" bedeutet, handelt es sich beim Roten in Wirklichkeit um einen Schönen Platz. Wer wollte das bezweifeln...


Leider ist der Rote Platz vor Großveranstaltungen oder Konzerten gelegentlich gesperrt - oder schlimmer noch - riesige Bühnenbauten versperren den Blick. Im Winter wird mittlerweile gewöhnlich eine Eislaufbahn auf dem Roten Platz eröffnet. Und während der Fußball-WM im Sommer 2018 wurde der Rote Platz vorübergehend zu einer Art "Roter Fußballplatz"Die Bedeutung des Roten Platzes ist so groß, dass der russische Präsident sich inzwischen vorbehält, die dort geplanten Veranstaltungen persönlich zu genehmigen.



Der Rote Platz auf dem Moskauer Stadtplan:



Welche Gebäude gibt es am Roten Platz zu sehen:

Basilius-Kathedrale

Собор Василия Блаженного

Die Basilius-Kathedrale wirkt wie ein Frühwerk von Friedensreich Hundertwasser
Die Basilius-Kathedrale wirkt wie ein Frühwerk von Friedensreich Hundertwasser

Von allen historischen Bauwerken im Moskauer Stadtzentrum ist die Basilis-Kathedrale mit ihren neun bunten Kuppeln das wahrscheinlich ungewöhnlichste. Postnik Jakowlew ist der Name des russischen Hundertwasser, der die Kirche Mitte des 16. Jahrhunderts während der Herrschaft Iwans des Schrecklichen errichtete. Das 1561 eingeweihte Gotteshaus besteht aus elf einzelnen Kirchen und Kapellen, soll an den Sieg der Moskowiter über das Khanat der Wolga-Tataren erinnern und das Himmlische Jerusalem symbolisieren. Die Legende, der Zar habe den Baumeister blenden lassen, damit er nie wieder etwas ähnlich Schönes schaffen könne, lässt sich zwar schön erzählen, hat aber wohl keinen historischen Kern. Nach der Oktoberrevolution wurde die Basilius-Kathedrale zu einem Museum umgewandelt, während der Stalin-Zeit wurde sogar ihr Abriss in Erwägung gezogen. Heute finden dort wieder Gottesdienste statt.

Vor der Kathedrale erinnert ein Denkmal von 1804 an die beiden russischen Nationalhelden Kusma Minin und Dmitri Poscharski. Die beiden gelten als Anführer einer Streitmacht, die im 1612 die polnischen Besatzungstruppen aus Russland vertrieben.


Kaufhaus GUM

Государственный универсальный магазин (ГУМ)

Kaufhaus GUM Moskau
Im Kaufhaus GUM haben heute viele Luxus-Ketten ihre Filialen

Seit Ende des 19. Jahrhunderts nimmt die Fassade des Kaufhauses GUM einen Großteil der Nordost-Seite des Roten Platzes ein. Am Standort der historischen "Oberen Handelsreihen" entstand von 1890 bis 1893 ein Konsumpalast der Superlative mit drei parallelen mehrstöckigen Passagen. Der Bau ist eine Kombination traditionell russischer Elemente mit architektonischen Neuheiten der Entstehungszeit, etwa einer für damalige Verhältnisse äußerst modernen Glasdachkonstruktion. Das "Staatliche Universal-Kaufhaus" wurde nach der Wende in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, vor Ort ansässigen Boutiken und Luxus-Ketten verlangen vielfach Mondpreise für ihre Waren. Auch, wenn das GUM sich nicht mehr für eine Einkaufstour lohnt, ist ein Bummel durch die Passagen faszinierend. Und der Springbrunnen im Zentrum des Kaufhauses ist wie eh und je ein beliebter Treffpunkt.


Lenin-Mausoleum

Мавзолей Ленина

Hinter dem Mausoleum liegt eine Gräberreihe für die wichtigsten Sowjet-Parteiführer
Hinter dem Mausoleum liegt eine Gräberreihe für die wichtigsten Sowjet-Parteiführer

Das Lenin-Mausoleum aus dunkelrotem Granit ist zweifellos das umstrittenste Element am Roten Platz. In dem fensterlosen Bau liegt bis heute Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, aufgebahrt, und ein ganzes Institut befasst sich mit dem Erhalt der Mumie. Zu Sowjetzeiten entwickelte sich das Mausoleum zu einer pseudo-religiösen Pilgerstätte. Nach Lenins Tod 1924 entstanden am selben Ort zunächst zwei hölzerne provisorische Mausoleen. 1953 wurde zeitweise auch Josef Stalin neben Lenin abgelegt. Die Idee, den Roten Platz zur Nekropole von Revolutionären und Sowjet-Funktionären zu machen entstand schon zu Lenins Lebzeiten,als dort neben getöteten Rotgardisten auch Lenins Geliebte Inessa Armand und sein Weggefährte Jakow Swerdlow an der Kremlmauer bestattet wurden. Später fanden dort neben Stalin, Breschnjew und Co auch einige anständige Leute ihre letzte Ruhe, darunter der erste Mensch im Weltall, Juri Gagarin.

Um im Mausoleum wenige Sekunden auf Lenin zu blicken, standen bis zum Untergang der UdSSR Besucher aus dem ganzen Riesenreich stundenlang in einer gigantischen Warteschlange, die oft um den halben Kreml herum reichte. Inzwischen gibt es meist gar keine Wartezeiten mehr, der Ort hat aber seine gespenstische Aura bewahrt, und noch immer sorgen Wachsoldaten penibel darauf, dass im Innern niemand Selfies mit Lenin macht.


Staatliches Historisches Museum

Государственный исторический музей

Historisches Museum Moskau Roter Platz
Das Historische Museum steht am Nordende des Roten Platzes

Der dunkelrote Backsteinbau am Nordwestende des Roten Platzes sollte nach dem Willen seiner Erbauer an die altrussische Architektur des 16. Jahrhunderts erinnern. Seit 1883 befindet sich hier ein Museum, das über die Geschichte Russlands informiert und aktuell die Zeitspanne von der Urzeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts abdeckt. Die Exponate umfassen fast 1.000 Jahre alte Handschriften, skythischen Goldschmuck und eine gigantische Münzsammlung. Auch ein Säbel aus dem persönlichen Besitz von Napoleon und einer Riesen-Globus von 1690 sind zu sehen. Zu Beginn der Perestroika-Jahre wurde das Museum geschlossen und im Verlauf von 20 Jahren saniert. Mit neuem Konzept steht es Besuchern seit 2006 wieder offen.

Direkt an die Museumsmauer grenzt das Auferstehungstor.
Das einstige Stadttor entstand ursprünglich im 16. Jahrhundert, zu Lebzeiten von Iwan dem Schrecklichen befand sich dort ein Käfig mit zwei Löwen, die der englische König dem Zaren geschenkt hatte. In der Stalin-Ära wurde zunächst die orthodoxe Kapelle an der Nordseite und anschließend das komplette Tor abgerissen. 1995 wurde es originalgetreu wiedererrichtet.


Der Moskauer Kreml

Московский Кремль

 

 

 

 

Auf der südwestlichen Seite grenzt der Moskauer Kreml an den Roten Platz - hinter der Kremlmauer mit ihren eindrucksvollen Türmen. Alles Wissenswerte über die Festungsanlage, Zarenburg und Amtssitz der russischen Staatsführung steht auf unserer Kreml-Unterseite.


Fotogalerie Roter Platz:


Passend zum Thema beim Rhein-Wolga-Kanal:

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