"Das Märchen hat sich mit dem Leben verwoben, und er trauert manchmal unbewusst darum, dass das Märchen nicht das Leben und das Leben kein Märchen ist."
Iwan Gontscharow (1812-1891), in "Oblomow"
Nach fast zehnjähriger Unterbrechung können Ausländer wieder auf direktem Wege mit Auto, Bus oder Eisenbahn zwischen Russland und Weißrussland (Belarus) reisen. In der ersten Januarhälfte trat ein Abkommen zwischen beiden Ländern in Kraft, das den Grenzübertritt für Drittstaatler regelt (Bericht z.B. RBK, Russisch). Das Visum eines der beiden Länder berechtigt zudem während der Gültigkeitsdauer auch zu Besuchen im jeweils anderen Staat. Die Neuerungen beenden ein langjähriges absurdes Ärgernis - allerdings sind sie mittlerweile nur noch von begrenztem Nutzen. Denn in der Zwischenzeit haben die osteuropäischen EU-Staaten mit ihren Schikanen und Verboten Transitfahrten auf der Route maximal unbequem gemacht.
Rund anderthalb Jahre nach der Einführung relativ einfach erhältlicher E-Visa für Kurzzeit-Besuche in Russland stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Einreisebestimmungen einseitig weiter gelockert werden. Das Moskauer Außenministerium arbeitet einem aktuellen Bericht der Wirtschaftszeitung Wedomosti (Russisch) zufolge bereits daran, die maximale Aufenthaltsdauer von bislang 16 Kalendertagen auszuweiten. Bereits im Oktober waren auch in der russischen Staatsduma Stimmen lautgeworden, die die Einführung von E-Visa zur Mehrfacheinreise ins Spiel brachten (Meldung Interfax, Russisch). Bereits umgesetzt wurden bislang nur kleinere Verbesserungen bei den Online ausgestellten Visa.
Irgendwann wird es ein Russland nach Putin geben. Wie es aussehen wird, lässt sich seriös kaum vorhersagen. Doch dass die russische Opposition dabei eine entscheidende Rolle spielen wird, ist leider eher unwahrscheinlich. Unzählige Gesetzesänderungen der zurückliegenden Jahre machen es unabhängigen Politikern mittlerweile unmöglich, sich ohne Segen der Staatsführung zu profilieren - und sei es auf Bürgermeisterebene. Zur Wahrheit gehört aber auch: Russlands Opposition bietet allzu oft ein verheerendes Bild, für das sie zu einem wesentlichen Anteil selbst verantwortlich ist.
Für die Transatlantiker war es ein schwarzer Tag, für die Führung in Kiew eine Hiobsbotschaft: Viele, die noch immer von einem militärischen Sieg der Ukraine über Putins Russland träumen, fürchten, Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus könnte den Rückzug der USA aus dem Konflikt einleiten, wenn es mit dem von Trump angestrebten "Deal" nicht klappt. Schließlich hatte der Wahlsieger bereits angekündigt, er könne den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden (z.B. AP-Bericht, Englisch).
Viele Leute interessieren sich für Russland. Nur wenige Deutsche waren schon einmal dort. Einige würden das rätselhafte Riesenland im Osten gerne kennenlernen, sie wissen aber nicht,
wie sie das am besten anstellen. Und was sie dort erwartet. Für solche Neugierigen war dieser Reiseblog gedacht. Gewissermaßen wie ein Kanal, der Rhein und Wolga verbindet.
Dann begann der Krieg, und auch im Internet gilt: À la guerre comme à la guerre bzw. на войне как на войне. Nach Reisen ist momentan vielen nicht mehr zumute.
Daher ist auch dieser Blog gerade ein ganzes Stück politischer, als das einmal geplant war.