"Kindchen, wir alle sind ein wenig Pferde, jeder von uns ist auf seine Art Pferd."
Wladimir Majakowski (1893-1930), sowjetischer Dichter
Die Region um die "Mineralwasser-Kurorte" im russischen Nordkaukasus hat weit mehr zu bieten als Sprudel. Sie ist beispielsweise auch die Heimat des legendären Tersker Pferdegestüts. Seit Jahrzehnten werden in der kleinen Siedlung Nowoterski zwischen den Städten Pjatigorsk und Mineralnye Wody Araberpferde gezüchtet. Irgendwie schaffte es der Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Zuchtbetrieb, alle Kriege, Revolutionen und Krisen zu überstehen. Schon zu Zeiten der Sowjetunion verkaufte das Gestüt Tiere in die ganze Welt - gerade auch in die Länder des Klassenfeindes. Die "russischen Araber" aus dem Kaukasus erzielten bei Auktionen Rekordpreise von über zwei Millionen US-Dollar. Heute steht das Tersker Gestüt auch für Besucher offen.
Die Geschichte des Tersker Gestüts reicht bis ins Jahr 1889 zurück, als der russische Graf Sergej Stroganow sich seinen Traum einer Pferdezucht erfüllte - mit zwei Hengsten und neun Stuten, die er aus Syrien und der arabischen Wüste beschafft hatte. Der Zuchtbetrieb am Fuß des markanten, einsam stehenden Smejka-Bergs wurde in den Wirren des russischen Bürgerkriegs aufgelöst, aber schon 1921 unter staatlicher Regie wieder begründet - zur Zucht schneller Reitpferde für die Kavallerie. Araberpferde aus verschiedenen europäischen Staaten wurden dafür angeschafft. Aus der Kreuzung einheimischer und orientalischer Pferde entstand hier auch die neue, als "Tersker" bekannte Pferderasse.
Auf dem Rücken eines weißen Tersker Hengstes aus dem Kaukasus nahm Georgi Schukow 1945 auf dem Roten Platz in Moskau die Parade zum
Sieg über Hitler-Deutschland ab. Kurz darauf wurde die Zucht der Tersker in ein anderes Gestüt verlagert, die Züchter in Nowoterski spezialisierten sich stattdessen auf reinrassige "russische"
Araber. Eine besondere Rolle spielte dabei der Zuchthengst Assuan, den Nikita Chruschtschow bei der Eröffnung des Aussan-Staudamms von Ägyptens Präsident Nasser erhalten
hatte.
Zu den aktuellen Bewohnern des Tersker Gestüts zählt auch ein persönliches Reitpferd von Russlands Präsident Putin, das dieser bei einem Staatsbesuch von einem arabischen Scheich geschenkt bekam.
Besucher dürfen für eine Handvoll Rubel eine Runde auf dem präsidialen Tier durch die Manege drehen.
Mehrmals in der Woche zeigen die Züchter ihre schönsten Rennpferde. Exkursionsbüros in allen Mineralwasser-Kurorten bieten Ausflüge in das Gestüt an. In der zentralen Manege des Gestüts werden die Tiere einzeln präsentiert, dazu gibt es (russischsprachige) Erkläuterungen zu den Pferden und der Geschichte des Gestüts von einem leitenden Mitarbeiter.
Auch einzelne Besucher können sich vor Ort anschließen. Außerhalb der Saison finden die rund einstündigen Präsentationen aber nur statt, wenn genügend Besucher vor Ort sind. Informationen
gibt es unter der Telefonnummer +7-87922-7-13-16.
Wer nicht mit dem eigenen Auto unterwegs ist und sich keiner Gruppentour anschließen mag, kann das Gestüt auch mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichen. Von Kislowodsk, Pjatigorsk oder
Mineralnye Wody nimmt man einen Vorortzug bis zum Haltepunkt "Smejka". Von dort bis in die Siedlung Nowoterski dauert es noch rund 40 Minuten zu Fuß. Auch Sammeltaxis verkehren auf der
Strecke.