"Lasst den nutzlosen Streit. Ich hab´es schon längst bewiesen: Besser als die Berge können nur Berge sein, die auf denen ich noch nicht war."

Wladimir Wyssozki (1938-1980), sowjetischer Schauspieler und Liedermacher

 

 

Wie aus dem Ei gepellt - Krasnaja Poljana

Красная Поляна

Rund 60 Kilometer vom zentralen Stadtbezirk von Sotschi entfernt entstand zu den Olympischen Winterspielen 2014 ein Wintersportzentrum für die alpinen Skiwettbewerbe. Oligarchen und russische Staatskonzerne stampften östlich der Ortschaft Krasnaja Poljana ganze neue Ferienorte mit Hotels, Skiliften, Gastronomie und Freizeitangeboten aus dem Boden, die auch über die Sotschi-Olympiade hinaus zu einem Leuchtturm für die russische Tourismusbranche werden sollten. Die Pläne gingen teilweise auf, tatsächlich verbringen zumindest russische Urlauber ihre Skiferien jetzt öfter als zuvor im Kaukasus statt in den Alpen. Doch die Retorten-Urlauberzentren von Krasnaja Poljana wecken gemischte Gefühle.

 

Rosa Chutor Sotschi Wintersportort Russland Krasnaja Poljana
Rosa Chutor im April

Die Siedlung Krasnaja Poljana ("Schöne Lichtung") war ursprünglich ein von Abchasen besiedeltes Dorf. Hier und in dem von Zuwanderern aus dem Baltikum gegründeten Weiler Estosadok ("Estnisches Gärtchen") fand bereits vor der Sotschi-Olympiade ein wenig Wintersport statt, allerdings in unvergleichlich geringerem Ausmaß. Nachdem Russland den Zuschlag für die Winterspiele 2014 erhalten hatte, blieb in der Landschaft östlich der beiden Ortschaften kaum ein Stein auf dem anderen.

Rosa Chutor Roza Khutor Bahnhof train station
Der überdimensionierte Bahnhof von Rosa Chutor

Anstelle des einziges, abenteuerlich kurvigen Zufahrtswegs von der Schwarzmeerküste wurde eine mehrspurige Schnellstraße durch das Tal der Msymta getrieben und eine Eisenbahn-Trasse durch die Berge verlegt. Große Staatskonzerne wie Gasprom oder die Sberbank, aber auch private Großunternehmen beteiligten sich am Aufbau der Infrastruktur. Achtung: Leider sind wir keine Skifahrer, zu den Bedingungen für Wintersportler kann ich keine seriöse Auskunft geben. Und möglicherweise finden passionierte Skifahrer alles ganz toll und fabelhaft.

 

Wer die neuen Urlaubersiedlungen besucht (oder auf das Satellitenbild unten blickt), erahnt, wie viel Natur hier im Vorfeld der Olympiade zerstört wurde. Fairerweise gehört zu der Geschichte aber auch, dass es im Kaukasus nichts Vergleichbares gibt.

 

Dank der neuen Verkehrsanbindungen sind Krasnaja Poljana und die Wintersportzentren problemlos von der Schwarzmeerküste aus zu erreichen. Der Vorort-Express von Sotschi braucht etwas über eine Stunde, ein Linienbus aus dem zentralen Stadtbezirk rund doppelt so lange (in beiden Fällen via Adler). Bahnfahrkarten sind für russische Verhältnisse sehr teuer angesichts der vergleichsweise kurzen Strecke. Der Tarif liegt schätzungsweise beim Fünffachen einer normalen Elektritschka-Fahrt.


Krasnaja Poljana und Rosa Chutor auf der Karte:

(1) Alter Ortskern von Krasnaja Poljana, (2) Gasprom-Wintersportzentrum, (3) Rosa Chutor


Rosa Chutor

Роза Хутор

Rosa Chutor Msymta
Das Skisportzentrum Rosa Chutor

Jetzt bringen Seilbahnen und Skilifte Urlauber auf bis zu 2.300 Meter Höhe. Zentrum des russischen Wintersport-Mekkas ist das Wintersportzentrum Rosa Chutor, das aus zwei an beiden Ufern der Msymta entlanggezogenen Häuserreihen besteht. Der Ort zielt auf ein etwas wohlhabenderes Publikum ab, es gibt teure Boutiken, Restaurants und Pubs. Markanter Blickfang ist eine Stadthalle, die architektonisch an den Bahnhof von Sotschi erinnert. Fast wirkt es, als wäre eine Häuserzeile der Moskauer Flanierstraße Uliza Twerskaja in die wilden Berge verpflanzt worden: Alles ist sehr, sehr modern, ordentlich, gepflegt und mehrsprachig ausgeschildert, aber diesem Ort fehlt leider jeglicher authentische Flair - so empfanden wir es jedenfalls bei einem Besuch im Frühjahr 2017.

 

Am Rand des Ferienzentrums sind immerhin einige Wanderwege ausgeschildert, die zu Wasserfällen in der Umgebung führen. Bei allzu weiten Wanderungen ist Vorsicht angesagt, und zwar nicht nur wegen wilder Tiere, die vermutlich längst das Weite gesucht haben: Südlich und östlich von Rosa Chutor sind für Touren durch die Bergwelt wegen der nahen Grenze zu Abchasien behördliche Genehmigungen nötig.


Gasprom-Wintersportzentrum

Горно-туристический центр Газпром

Gasprom Wintersportzentrum Krasnaja Poljana Sotschi
Im Gasprom-Ferienzentrum

Westlich des Ferienzentrums Rosa Chutor mündet ein kleiner Gebirgsfluss namens Laura in die Msymta ein kurzes Stück flussaufwärts ist der Standort des Gasprom-Wintersportzentrums. Wer sich schon immer dafür interessierte, wie der weltgrößte Gaskonzern sich in der Tourismusbranche macht, kann das hier am Fuß der Kaukasus-Berge austesten: Auf Urlauber warten Gasprom-Hotels und Ferienanlagen, Gasprom-Skilifte und ein riesiges Freizeitzentrum "Galaktika" mit Kino und Aquapark. Das Gasprom-Spaßbad hat uns tatsächlich Spaß gemacht. Mit einer Vielzahl an Außen- und Innenbecken, Rutschen und orientalischen Dampfbädern bietet die Anlage eine ganze Menge. Wer nach dem Schwimmen Lust auf eine ungewöhnliche Stärkung verspürt, kann aus Automaten in der Eingangshalle Tuben mit angeblich Original-Kosmonautenverpflegung kaufen.


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