Beim internationalen Personenverkehr mit der Eisenbahn bleibt Russland auch 2024 weitgehend vom Rest der Welt abgeschnitten. Der Fahrplan 2023/2024, der am 10. Dezember in Kraft tritt, bringt in dieser Hinsicht praktisch keine Verbesserungen. Stattdessen wird der neue Eiserne Vorhang zwischen West- und Osteuropa noch undurchdringlicher: Mittlerweile sehen Russlands Eisenbahner nicht einmal mehr Fahrplantrassen für Züge nach Finnland oder ins Baltikum vor (Bericht "Transport Rossii, Russisch), die nach Beginn der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges noch für eine mögliche Rückkehr der Züge freigehalten worden waren. Selbst bei Verbindungen in die verbliebenen verbündeten oder neutralen Nachbarländer sieht es eher düster aus.
Es ist inzwischen kaum noch vorstellbar: Aber vor 10 Jahren konnten Reisende von Moskau aus mit dem Zug noch umsteigefrei in fast
30 Staaten Europas und Asiens fahren - von Nordkorea bis Monaco und Montenegro. Mittlerweile bestehen direkte Zugverbindungen nur noch nach Weißrussland und - wenn man es
mitzählen will - in die von Georgien abgespaltene Republik Abchasien am Schwarzen Meer.
Während die Verbindungen von und nach EU-Europa, in die Ukraine und nach Moldawien für lange Zeit (wenn nicht für immer) Krieg und Sanktionen zum Opfer gefallen sind, gibt es auch in
Richtung Osten vorerst nur wenig Bewegung. Zwar haben touristische Reisen zwischen Russland und China wieder an Fahrt aufgenommen, aber die traditionsreiche Verbindung Moskau - Peking
wird auch im kommenden Jahr nicht bedient. Russen und Chinesen arbeiten an einem massiven Aufbau des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs, aber bei den Verhandlungen geht es um
Güter. Passagiere spielen bislang keine Rolle (Bericht "Transport Rossii", Russisch). Auch die bis zur Corona-Krise verkehrenden
Züge zwischen Russland (Rostow am Don bzw. Moskau) und Aserbaidschans Hauptstadt Baku bleiben eingestellt.
Nicht viel besser sieht es bei den Verkehren nach Mittelasien aus. Zwar verkehren seit dem Auslaufen der Anti-Corona-Maßnahmen wieder einige Züge zwischen Russland und den
zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Usbekistan, Kirgisien und Tadschikistan. Aber sie alle enden bereits weit östlich Moskau, beispielsweise in Samara, Wolgograd oder Saratow. Eine Verlängerung bis nach
Moskau - so wie vor der Pandemie - bleibt zwar das erklärte Ziel der Bahngesellschaften, wurde aber auf frühestens Ende 2024 verschoben. Offizielle Begründung sind die großangelegten Bauarbeiten
an der Bahninfrastruktur in und rund um die russische Hauptstadt.
Einzig in Richtung Weißrussland gibt es mit dem neuen Fahrplan einen spürbaren Ausbau des Angebots: So kommen die wegen der Corona-Pandemie eingestellten direkten Züge von Minsk in den Nordkaukasus und ins nordrussische Archangelsk zurück. Wegen der (Stand Oktober 2023) unverändert für Drittstaatler gesperrten Landgrenze zwischen Russland und Weißrussland sind alle grenzüberschreitenden Züge
vorerst weiter Tabu für Reisende ohne russischen oder weißrussischen Pass. Gleiches gilt auch für die Nutzung der Züge, die zwischen der Exklave Kaliningrad und dem
russischen Kernland fahren.
Im Inlandsverkehr will die Russische Eisenbahn RZD ihr Angebot stabil halten und in Teilen sogar ausbauen. Insgesamt sieht der neue Fahrplan 614 Zugpaare für den Fernverkehr vor, 16 mehr als
aktuell (Meldung Interfax, Russisch). Eine Neuerung im Fahrplan trat
bereits im Sommer in Kraft: Einige Hochgeschwindigkeitszüge "Sapsan" auf der Strecke Moskau - St. Petersburg legen
seither einen Zwischenstopp in dem Moskauer Vorort Selenograd (Stationsname Krjukowo) ein.