Zugverkehr über die Krim-Brücke aufgenommen

Die Halbinsel Krim ist nach fünfjähriger Unterbrechung wieder mit der Eisenbahn zu erreichen. Am 23. Dezember - gut eine Woche nach dem großen Fahrplanwechsel zum Jahresende - startete der erste reguläre Schlafwagenzug von Sankt Petersburg über die neugebaute Krim-Brücke nach Sewastopol und erreichte 43 Stunden später planmäßig sein Ziel. Die staatliche Russische Eisenbahn (RZD) hat offiziell mit dem politisch heiklen Angebot nichts zu tun: Die Züge verkehren unter dem Markennamen "Tawrija", Schlafwagen werden von dem privaten Bahnunternehmen "Grand Service Express" gestellt, und für die Infrastruktur auf der Halbinsel ist die "Krim-Eisenbahn" zuständig.

Die Staatsanwaltschaft der Ukraine drohte allen Passagieren bereits mit einem Strafverfahren wegen illegalen Grenzübertritts.

Im Dezember 2014, ein halbes Jahr nach der Übernahme der Halbinsel durch Russland, hatte die Ukraine sämtliche Bahnverbindungen dorthin gestoppt. Bis zur Fertigstellung der Brücke über die Meerenge von Kertsch war die Krim zunächst nur auf dem Luftweg oder mit Hilfe einer Fährverbindung erreichbar, die jedoch im Winter wetterbedingt oft ausfiel und im Sommer dem Ansturm von Passagieren nicht gewachsen war - was zu unkalkulierbaren Wartezeiten führte. 2018 wurde dann die Straßenbrücke über die Meerenge eröffnet, die Fertigstellung der parallel verlaufenden Eisenbahnbrücke dauerte bis Ende 2019.

 

Einst war der Bahnhof der Krim-Hauptstadt Simferopol ein viel frequentiertes Ziel unzähliger Reisender mit einer Vielzahl von Zugverbindungen in alle Teile der Ukraine, nach Russland und in andere Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Von Moskau aus war die Krim mit dem Zug trotz langwieriger Kontrollen an der russisch-ukrainischen Grenze bei Charkow innerhalb von rund 24 Stunden zu erreichen. Die neue Verbindung ohne Transit durch ukrainisches Gebiet wird wesentlich länger dauern, da die Strecke über die Krim-Brücke einen erheblichen Umweg bedeutet.

Auch das Zugangebot hält sich zunächst in Grenzen: Vorerst verkehrt nur ein täglicher Zug von Moskau nach Simferopol mit Doppelstock-Schlafwagen und ein weiterer Zug von Sankt Petersburg nach Sewastopol - bis zum Ende der russischen Neujahrsfeiertage täglich, danach alle zwei Tage. Die Fahrpläne sind so erstellt worden, dass die Fahrt über die 19 Kilometer lange Brücke jeweils mitten in der Nacht erfolgt. Beide Züge stoppen unterwegs unter anderem in Woronesch und Rostow am Don.

 

Weitere Verbindungen sollen - anders als ursprünglich angekündigt - erst ab 2020 zum Beginn der Feriensaison verkehren, und Simferopol unter anderem mit Kislowodsk, Murmansk sowie Jekaterinburg verbinden. Teilweise war deren Start bereits vor Monaten mit detaillierten Fahrplanangaben veröffentlicht worden. Gründe für die Verzögerung sind uns nicht bekannt. Auch der versprochene Regionalverkehr zwischen der Halbinsel und der russischen Region Krasnodar kommt später.

Tickets für die Krim-Züge können mit zwei Monaten Vorverkaufsfrist über die Webseite von "Grand Service Express" gebucht werden. Eine Mitfahrt für Ausländer ist aus russischer Sicht problemlos möglich, stellt aus ukrainischer Sicht aber nach wie vor eine Straftat dar, die theoretisch geahndet werden könnte. "Grand Service Express" betrieb bislang lediglich ein einziges Nachtzugpaar zwischen Moskau und Sankt Petersburg. Angst vor Sanktionen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht, da es international nicht tätig sei und keine ausländischen Kredite bedienen müsse. Die Namen der Haupteigentümer werden aber sicherheitshalber geheimgehalten.


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