Manche im Westen und in Russland verklären mittlerweile die chaotischen 1990er Jahre. Die Umbruchzeit machte die meisten Menschen bettelarm, einige aber steinreich. Und sie machte Laufbahnen möglich, die es heute wohl kaum noch geben könnte.
Moskau (März 1996). Einige Liter Alkohol waren schon geflossen, als einer von Katjas Geburtstagsgästen einen neuen Zeitvertreib vorschlug. Der Reihe nach sprachen die Gäste jeweils einen schönen Trinkspruch auf ihren linken Nachbarn aus. Rechts von mir saß Wladimir, in einem früheren Leben Physiker, der sich zum Jungunternehmer gemausert hatte.
"Früher gab es in meinem Leben einen Deutschen, den ich mehr als alle anderen geschätzt habe, und zwar Bismarck", begann er seine kleine, besonders charmante Rede. "Das war, bevor ich Dich kennengelernt habe." Am selben Abend machte er mir gleich noch ein Angebot, das mir eine "Karriere" in Überschallgeschwindigeit beschert hätte, wenn ich denn zugesagt hätte.