Später als Westeuropa meldeten die russischen Behörden seit Mitte Januar 2022 einen starken Anstieg der Corona-Fallzahlen - offenbar die Auswirkungen der in Westen schon "gut bekannten" Omikron-Welle. Und ähnlich hilflos wie in Deutschland versuchen auch die Russen, mit ständig wechselnden Einschränkungen und Vorgaben die Auswirkungen Pandemie noch irgendwie in Griff zu halten. Manche Regionen setzen ebenso wie die Bundesrepublik auf Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte. Da EU und Russland sich bislang weigerten, gegenseitig die im anderen Teil des Kontinents verwendeten Impfstoffe anzuerkennen, sah die Lage für ausländische Russland-Reisende ziemlich trostlos aus. Inzwischen zeichnet sich eine Lösung ab.
Die Beratung über ein Gesetz, dass landesweit für den Besuch von Veranstaltungen, vieler Einrichtungen und des öffentlichen Personenverkehrs die Vorlage eines
QR-Codes verpflichtend gemacht hätte, hat die russische Staatsduma erst einmal auf unbestimmte Zeit vertagt. Damit gelten die regionalen Bestimmungen weiter, die höchst unterschiedliche
Einschränkungen für Personen ohne 2G-Nachweis vorsehen. In Moskau müssen Bürger beispielsweise im Januar 2022 einen QR-Code für
den Besuch von Konzerten, Theatern oder Museen vorlegen, nicht jedoch in der Gastronomie. In Jekaterinburg im Ural ist der Nachweis - um ein anderes Beispiel zu nennen - offiziell auch in Restaurants und Einkaufszentren erforderlich. Und in der
autonomen Tataren-Republik durften Bürger ohne QR-Code schon seit November nicht einmal mehr die Straßenbahn benutzen.
Ausländer und im Ausland lebende (und dort geimpfte) Russen standen bislang vor dem Problem, dass ihre eigenen Covid-Nachweise in Russland nichts wert waren. Selbst
nach der Booster-Impfung mit dem Biontech- oder Moderna-Vakzin galten sie im größten Land der Erde als ungeimpft (so, wie umgekehrt die EU so tut, als sei Sputnik V kein
Impfstoff). Russlands Gesundheitsministerin Tatjana Golikowa hat jetzt allerdings angekündigt, dass auch dieser Personenkreis einen russischen QR-Code erhalten kann - und zwar ab
Februar nach einem in Russland vorgenommenen Antikörper-Test (Bericht von "Snob" zum Thema auf Russisch
hier).
Alle Reisenden, bei denen sich Antikörper in beliebiger Konzentration nachweisen lassen, sollen für die Dauer von einem halben Jahr den in Russland Geimpften gleichgestellt
werden. Wer noch dazu eine überstandene Coronavirus-Infektion belegen kann, erhält den QR-Code gleich für ein ganzes Jahr - denn so lange gilt man den russischen Gesundheitsbehörden als
genesen (RBK-Meldung,
Russisch).
Die Neuerung könnte Ausländern das Leben und Reisen in Russland tatsächlich etwas leichter machen. Allerdings wird die Einhaltung der Anti-Corona-Regeln im größten Staat der
Erde vielfach ohnehin nicht allzu ernst genommen. Reisende aus Deutschland berichteten zuletzt, auch die Vorlage des deutschen Impfpasses habe in der Regel ausgereicht, um Zutritt
zu Gaststätten und Kultureinrichtungen zu bekommen. Offiziell wäre das nicht erlaubt gewesen.