Den Verantwortlichen für den Großen Katharinenpalast in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg ist längst das Lachen vergangen. Vielen Touristen vermutlich auch. Insbesondere seit der Fertigstellung des legendären Bernsteinzimmers hat der Besucher-Andrang an dem Zarenschloss ein unerträgliches Ausmaß angenommen. 2018 wollten schon knapp vier Millionen Menschen den Palast besichtigen, einen Großteil davon bilden inzwischen chinesische Besuchergruppen. Beim Verhältnis von Besuchern pro Quadratmeter nimmt Zarskoje Selo inzwischen russlandweit den Spitzenplatz ein. Doch bald nahen angeblich bessere Zeiten, wenn man der Museumsverwaltung glauben darf.
Mit einem ganzen Maßnahmenbündel sollen die Touristenströme besser entzerrt werden: Petersburger Museumsleute hatten sich dafür unter anderem intensiv mit den Erfahrungen des
Pariser Louvre auseinandergesetzt. Besucher-Management und Kartenverkauf sollen nun reformiert werden. Neben einem Ausbau des Online-Verkaufs und dem Einsatz von Zeittickets soll es künftig auch
bestimmte Zeiten geben, in denen der Palast für Touristen aus Russland und den GUS-Staaten reserviert bleibt, meldete das Petersburger Online-Portal Fontanka.
Bislang mussten sich Besucher vor allem im Sommer auf stundenlanges Schlangestehen vor dem Palast einstellen. Selbst Wartezeiten von vier Stunden waren in der
Haupturlaubszeit nichts Ungewöhnliches. Die Museumsverwaltung sprach bereits davon, der Katharinenpalast stehe vor dem Kollaps. Am schlimmsten ist es traditionell an Montagen - wenn
Eremitage und der Palast in Peterhof ihren Ruhetag haben.
Besucher, die die Wartezeiten abkürzen wollen, müssen beim Online-Kauf der Tickets für den Katharinenpalast besonders aufpassen, denn neben der offiziellen Webseite des Museums (www.tzar.ru, Russisch+ Englisch) gibt es mittlerweile auch eine Reihe von Zwischenhändlern oder Betrügern, die ebenfalls vorgeben,
mit Eintrittskarten zu handeln.
Bevor es wieder richtig voll wird, wäre in den kommenden Wochen zunächst aber einmal eine sehr gute Zeit für einen Besuch in Zarskoje Selo. Zum einen ist der Februar ist für Petersburg keine
touristische Hauptsaison. Und dann bleiben derzeit auch die Touristen aus China bleiben fast komplett fern - eine Folge des Coronavirus.
Die aktuell entspannte Lage hat sogar dazu geführt, dass das strenge Fotoverbot im Bernsteinzimmer Anfang Februar vorübergehend aufgehoben wurde. Allzulange wird der
liberale Umgang mit Fotoapparaten und Kameras aber nicht anhalten. Im Sommer werden der Sicherheitsdienst des Schlosses wieder darauf achten, dass niemand den Besucherstrom blockiert.